Auf der ersten Konferenz der „Forschungsnetzwerke Energie“ haben sich erstmals Mitglieder aller neun Netzwerke, als auch die Expertinnen und Experten aus den Bereichen „Energiewende und Gesellschaft“ sowie „Ressourceneffizienz“, vom 13. bis zum 14. Juni in Berlin ausgetauscht. Im Zuge der Konferenz fand der Suffizienz-Workshop „Welche Rolle spielt Suffizienz in der Energieforschung?“ statt. Dieser wurde vom Wuppertal Institut, vom Öko-Institut und vom IZES organisiert und von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Nachwuchsforschungsgruppe EnSu und der Wissenschaftlichen Begleitforschung EWB durchgeführt.
Im Bild: Carina Zell-Ziegler und Benjamin Best aus der EnSu-Nachwuchsforschungsgruppe
Der Suffizienz-Workshop verfolgte das Ziel, ein Verständnis für die Wichtigkeit von Suffizienz in der Energieforschung zu schaffen. Außerdem sollten die Teilnehmenden für Einbindungsmöglichkeiten von Suffizienz in ihrer eigenen Forschung sensibilisiert werden. Mehrere Impulsvorträge, eine gemeinsame Diskussion und ein „World Café“ (Intensive Gruppendiskussionen im kleinen Kreis) halfen dabei, sich den Hauptbotschaften des Workshops schrittweise anzunähern.
Die Teilnehmenden erkannten zunächst ein grundsätzliches Spannungsfeld zwischen den Ansätzen der Suffizienz und dem individuellen Verständnis von Konsumfreiheit. Zusätzlich wurde die Forschungsfrage aufgeworfen, wie Suffizienz im aktuellen Wachstumssystem ermöglicht werden kann. Hier wurde später die Notwendigkeit einer neuen Narrativstruktur erkannt. Durch diese könne ein suffizienzorientiertes Leben und Wirtschaften eine stärkere Wertschätzung in der öffentlichen Wahrnehmung erhalten.
Die Anwesenden sahen darauf aufbauend die Notwendigkeit, das Thema Suffizienz in der Bevölkerung zu etablieren. Dies solle vor allem durch eine einfach verständliche, positive und nicht aufzwingende Kommunikation an die Öffentlichkeit und an Ansprechpersonen in der Politik erreicht werden. Der inhaltliche Fokus solle dabei auf den Defiziten in unserer Gesellschaft („Was läuft falsch?“) und den Bedürfnissen („Was wollen wir wirklich?“) liegen. Eine Mischung aus Ge- und Verboten, sowie Anreize für suffizientes Verhalten, wie etwa ein Klimageld, wurden als vielversprechende politische Maßnahmen wahrgenommen.
Ein weiterer Aspekt der Diskussion stellte die Suffizienzmodellierung dar. Diese sollte aus Sicht der Teilnehmenden in Hinblick auf Indikatoren und Kenngrößen aussagekräftig sein. Transparente Annahmen und die Integration von Suffizienzkonflikten und Verhaltensmodellen wurden ebenfalls als wichtig angesehen.
Zusammenfassend sahen die Teilnehmenden Suffizienz als gesetztes Zukunftsthema der Energieforschung an. Das Ausmaß der Forschung müsse dafür weiter optimiert werden, etwa in Bereichen der Methodik ( z.B. „Wie können alternative Wohlfahrtsindikatoren wie der NWI in die Methoden der Energieforschung einbezogen werden?“) und Kommunikation.
Die Beteiligung und das Engagement waren insgesamt sehr hoch, was die Relevanz von Suffizienz als wichtigen Teil der Energieforschung unterstreicht. Den (teils noch wenig mit Suffizienz in Berührung stehenden) Beteiligten konnte ein guter Einblick in die Suffizienzdiskussion vermittelt werden, aus welcher sie weiteren Forschungsbedarf erkennen konnten. Auch die Workshop-Leitenden konnten einige neue Ansatzpunkte mitnehmen und wurden in vielen Punkten bestärkt.